Bericht über die Exkursion der 7. Klassen zu den KZ-Gedenkstätten Mauthausen, Gusen und St. Georgen/Gusen am 3. und 4. Mai 2024
„Erinnern und niemals vergessen“: In Begleitung von Frau Prof. Löser, Frau Prof. Steger, Frau Prof. Praschberger-Gschwentner und Herrn Prof. Schwaiger unternahmen wir, die 7. Klassen, vom 3. bis 4. Mai 2024 eine Exkursion nach Oberösterreich, mit dem Ziel, dort nicht nur das Konzentrationslager Mauthausen, sondern auch die Nebenlager in Gusen und in St. Georgen/Gusen einen der damals größten und modernsten unterirdischen Produktionskomplexe für die Rüstungsindustrie mit dem Tarnnamen Bergkristall zu besichtigen.
Unser erstes Ziel war St. Georgen an der Gusen. Direkt im Kern der Marktgemeinde, unter einem unscheinbaren Hügel, verbirgt sich noch heute ein gewaltiges Stollensystem. Tausende Häftlinge, die im KZ Gusen eingesperrt waren, waren ab Anfang 1944 zum Bau des unterirdischen Stollensystems eingesetzt, das für die Rüstungsindustrie genützt werden sollte. In nur 13 Monaten Bauzeit hatten Tausende Häftlinge des KZ Gusen II, das dafür eigens eingerichtet worden war, dieses Tunnelsystem errichtet. Wir erfuhren, dass dies unter katastrophalen Bedingungen geschah und über 8.600 Häftlinge beim Bau der Stollen bzw. bei der zum Teil schon parallel betriebenen Rüstungsproduktion starben.
Am Ende des Tages nahmen wir an der von der Gemeinde St. Georgen an der Gusen veranstalteten Jugendbefreiungsfeier teil, gemeinsam mit Jugendlichen aus Italien, Deutschland und Luxemburg. Dort standen politische und soziale Themen, aber auch die Erinnerungskultur an die NS-Zeit im Vordergrund. Ca. 300 Jugendliche aus Deutschland, Luxemburg und Italien lernten einander bei verschiedenen Aktivitäten kennen; anschließend wurden Tauben, begleitet von Friedensbotschaften der einzelnen Gruppen, in die Lüfte entlassen. Nach dem Abendessen erklang Musik, und es wurde getanzt, gelacht und in ausgelassener Stimmung gemeinsam gefeiert.
Am nächsten Tag besuchten wir zunächst das Lager Mauthausen. Vom ‚Denkmalpark‘ aus hatten wir einen guten Ausblick auf die sogenannte ‚Todesstiege‘: Auf dieser Stiege mussten die Häftlinge schwere Steine aus dem Steinbruch nach oben transportieren. Sie erhielt ihren Namen wegen der vielen Opfer, die dort aufgrund von Erschöpfung, Unterernährung oder der schieren Grausamkeit der Nazis starben. An der Abbruchkante, im SS-Jargon zynisch „Fallschirmspringerwand“ genannt, wurden damals Häftlinge der Reihe nach aufgestellt und nach unten gestoßen.
Auf dem eigentliche Gelände des Konzentrationslagers erfuhren wir vor der ersten Baracke – es stehen heute nur mehr drei von ursprünglich 20 – vom Schicksal der Frauen, die hier untergebracht waren. Denn diese Baracke diente als Bordell für Funktionshäftlinge, auch ‚Kapos‘ genannt. Die Frauen, die aus dem KZ Ravensbrück nach Mauthausen gebracht worden waren, wurden nach dem Krieg jahrzehntelang nicht als Kriegsopfer anerkannt.
Schließlich gingen wir über den Appellplatz zum Todesblock. Dort befinden sich im Keller die Krematorien, die bis zur Befreiung des Lagers am 5. Mai 1945 auf Hochtouren liefen. Wir passierten den ersten Ofen und gelangten in den Raum der Namen, in dem die Namen aller bekannten Häftlinge Mauthausens auf schwarzen Tafeln eingraviert waren – mehr als 84000 winzige Namen erschienen wie ein riesiges Meer – und hinter jedem einzelnen Namen steckt ein nicht vorstellbares Schicksal.
Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum Memorial des der Lager Gusen I und Gusen II. Dort erhielten wir die Geräte und Kopfhörer für den Audio-Weg, den wir noch vor uns hatten. Gespannt hörten wir zu, als die Stimme uns durch die Straßen von Gusen leitete. Wo einst der Appellplatz, die Baracken und Wachtürme standen, reihen sich heute schmucke Einfamilienhäuser aneinander. Auf dem gesamten Gebiet des Lagers hat man nämlich eine Wohnsiedlung errichtet, und nur noch ganz wenige Bauten des KZ Gusen sind erhalten, zum Großteil ebenfalls privat genutzt. Auf unserem Weg durch die Straßen der Siedlung fühlten wir uns sehr unwohl, wie Eindringlinge. Gleichzeitig hatten wir Mühe, die furchtbaren Erzählungen in den Tonaufnahmen von Zeitzeug*innen mit der nun herrschenden Idylle in Einklang zu bringen.
Als wir die Grenze des damaligen Außenlagers passierten, gingen wir den Weg entlang, den auch die Häftlinge gehen bzw. mit der Schleppbahn fahren mussten, um zum Stollen zu gelangen, den wir am Tag zuvor besichtigt hatten. Als wir dort ankamen, war der Audio-Weg beendet und somit auch der letzte Punkt unserer Exkursion.
Fast auf den Tag genau 79 Jahre nach der Befreiung von Mauthausen am 5. Mai 1945 besuchten wir das Lager und seine „Nebenstellen“ in der Umgebung. Natürlich hatten wir uns auf diesen Ausflug gründlich vorbereitet. Allerdings hatten uns Internetquellen und Büchern nicht annähernd jene Eindrücke und Emotionen vermitteln können, die wir an diesen zwei Tagen vor Ort erfahren und erlebt haben.
Magdalena Rappold; Nicola Salzburger; Prof. Uta Löser
Aus dem Feedback von Schülerinnen und Schülern:
Die Befreiungsfeier war meiner Meinung nach eine sehr gute Art, Friedensarbeit zu leisten und Menschen kennenzulernen. Durch Veranstaltungen wie diese können wir hoffentlich in der Zukunft solche Katastrophen verhindern.
Für mich war Besuch von Mauthausen sehr informativ und hat vielen von uns die Augen geöffnet. Zu erfahren, was in den Baracken passiert ist, hat mich am meisten schockiert.
Die Informationen über Gusen waren ganz neu für mich, ebenso wie die Geschichte von Bergkristall.
Abidin Oba
Ich fand die Exkursion nach Mauthausen und Gusen sehr informativ, einige Informationen waren neu für mich. Die Besichtigung des Stollens war sehr interessant, die Führung durch das KZ Mauthausen war sehr bedrückend. Diese Orte der Gewalt zu sehen war ein beklemmendes und prägendes Erlebnis. Ich finde, diese Exkursion war sehr lehrreich und dass jede*r ein KZ und Orte besuchen sollte, an denen sich solch menschenverachtende Grausamkeiten zugetragen haben, denn die Geschichte darf sich nicht wiederholen.
Julian Greil